Brücke in Baltimore eingestürzt: Ex-Marineoffizier analysiert Unfall | News


Baltimore – Es sind Bilder wie aus einem Katastrophenfilm: Ein Containerschiff, die „Dali“, fährt scheinbar außer Kontrolle auf einen Pfeiler zu, die Brücke stürzt samt Autos in das kalte Hafenwasser von Baltimore. Wie die Küstenwache am späten Dienstagabend mitteilte, sind sechs vermisste Brückenarbeiter vermutlich tot. Die Suche nach ihnen wurde eingestellt, man konzentriere sich nun auf die Bergung der Toten.

Wie konnte das Unglück in den USA passieren? BILD fragte Ex-Kapitän und Ex-Marineoffizier Ulrich Czubayko (85) aus Glücksburg (Schleswig-Holstein).

Czubayko sagt: „Nach einer Ansicht des Videos war es nach meiner ersten Einschätzung technisches Versagen. Die Lichter sind aus, es sieht nach einem Stromausfall aus. Da muss von Hand gesteuert und der Anker von Hand fallen gelassen werden. Die modernen Schiffe sind nicht mehr so gut besetzt, da ist das in der Kürze der Zeit oft nicht mehr möglich, da die Crew sich auf die Steuermaschine und elektronisches Ankerfallen verlässt. So konnte die Richtung nicht mehr korrigiert werden.“

Horror-Kollision in der NachtContainerschiff rammt Brücke

Containerschiff rammt Baltimore-Brücke

Quelle: BILD /X @YWNReporter / @igorsushko

Tatsache ist: Im Juni 2023 beanstandeten die chilenischen Behörden in San Antonio, Chile, auf der „Dali“ die Antriebs- und Hilfsmaschinen-Messgeräte, Thermometer usw. Allerdings waren bei der letzten Kontrolle im September 2023 keine Mängel mehr aufgefallen.

Besondere Maßnahmen bei Hafenfahrten

Der Ex-Kapitän erzählt, worauf in der Schifffahrt besonders bei Hafenfahrten geachtet wird.

Er sagt: „Auf See kann alles passieren. Technische Probleme und menschliches Versagen. Aber normalerweise gelten ,im Revier‘, also Hafeneinfahrten und dergleichen, ganz besondere Bedingungen, die man als Schiffsführer einhalten muss. Etwa, dass der Anker klar zum Fallen ist, damit man im Notfall stoppen kann, dass die Brücke vernünftig besetzt ist. Im Hafen von Baltimore gibt es sogar Lotsenpflicht für nichtmilitärische Schiffe. Theoretisch dürfte so was also nicht passieren.“

Aber, so Czubayko, das Leben spiele eben manchmal anders: „Wie oft erleben wir es etwa auch in Kiel an der Schleuse, dass Schiffe gegen das Schleusentor fahren. Häufig ist es dann so, dass der Kapitän betrunken ist oder die Besatzung. Aber wie gesagt, in Baltimore war es wohl technisches Versagen.“

Ulrich Czubayko in seinem Garten in Glücksburg

Ulrich Czubayko in seinem Garten in Glücksburg

Foto: Parwez

2016 Kollision im Hafen von Antwerpen

Dabei war die 2015 von Hyundai gebaute „Dali“ 2016 schon einmal negativ aufgefallen. Im Hafen von Antwerpen war das Containerschiff mit dem Heck in eine Kaimauer gefahren – damals war es wahrscheinlich menschliches Versagen.

Czubayko: „Das gleiche Schiff ist in Antwerpen schon mal fast kollidiert. Es gibt in der Seefahrt einfach solche Unglücksschiffe.“

Schon 2016 in Hafen gekrachtVideo zeigt ersten Unfall von Baltimore-Schiff

Teaser-Bild

Quelle: X, Reuters

Hätten Betoninseln das Unglück verhindert?

In Baltimore sollten Schwimmkörper den Brückenpfeiler schützen, das reichte nicht aus.

Prof. em. für Baustatik Thomas Vogel von der ETH Zürich zu BILD: „Normalerweise sind um Pfeiler herum kleine Inseln aus Beton gebaut, sodass der Bug des Schiffs dort aufläuft und nicht direkt in den Pfeiler hineinfährt. Solche hätten so einen Unfall womöglich verhindern können.“

Wie wahrscheinlich ist ein Brücken-Kollaps in Deutschland?

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