Es war die letzte Debatte vor der US-Wahl am 5. November – und sie könnte entscheiden, wer als nächstes in Weiße Haus einzieht.
Auf dem US-Sender CBS News duellierten sich vergangene Nacht die Vize-Kandidaten von Kamala Harris (59) und Donald Trump (78). Die Überraschung: Der Demokrat Tim Walz (60), der seit zwei Jahrzehnten in der Politik ist, wirkte nervös, verwechselte Israel und Iran und wurde bei einer Peinlich-Lüge ertappt.
Dagegen dominierte der Republikaner J.D. Vance (40), den viele für eine Fehlbesetzung und ein Leichtgewicht hielten. Ihm gelang, was Trump in seiner Debatte vor rund einem Monat nicht schaffte: Harris für Inflation und Migrationskrise verantwortlich zu machen. Selbst die „New York Times“, die sonst sehr kritisch über Vance berichtet und eine Wahlempfehlung für die Demokraten herausgab, sieht ihn als Sieger des Duells.
Tim Walz’ peinlicher Moment
Der Gouverneur von Minnesota strauchelte schon bei der ersten Frage, ob die USA einen Präventivschlag Israels gegen den Iran unterstützen sollten.
„Irans – äh – Israels Fähigkeit, sich zu verteidigen, ist absolut grundlegend”, verhaspelte sich Walz. Es folgten eine Reihe von „ähs” – aber keine klare Antwort.
Dann die Frage nach seiner jahrelangen Behauptung, er sei 1989 während der Studentenunruhen, die das Regime am Tiananmen-Platz brutal niederschlug, in China gewesen. US-Medien hatten Widersprüche in seiner Geschichte offengelegt. Tatsächlich war Walz erst im August nach China gereist, die Demonstrationen waren schon im Juni.
Walz sprach ausführlich über seine Errungenschaften als Abgeordneter und Gouverneur, die mit der Frage aber nichts zu tun hatten. Als eine der Moderatorinnen nachhakte, erklärte er: „Alles, was ich dazu gesagt habe, war, dass ich in diesem Sommer dort angekommen bin und mich dabei falsch ausgedrückt habe.“ Dann fügte er an: „Ich bin manchmal ein Schwachkopf.“
Ein Spitzenpolitiker, der sich als „Schwachkopf“ bezeichnet – das ging sofort im Netz viral.
Vance wirkte sympathisch, doch auch Walz kann punkten
Bemerkenswert: J.D. Vance verzichtete darauf, seinen Gegner festzunageln, machte lieber Kamala Harris für die Politik der Biden-Regierung verantwortlich, von der Millionen Amerikaner bitter enttäuscht sind. Mehr noch: Vance, der vor der Debatte in der Beliebtheitsquote weit hinter Walz lag, dominierte das Duell – und wirkte sogar sympathisch.
Später fand Harris‘ Vize seinen Rhythmus und landete am Ende einen Treffer, als Vance sich weigerte, Trumps Niederlage von 2020 zuzugeben. „Hat Trump die Wahl von 2020 verloren?”, fragte Walz. Vance: „Tim, ich konzentriere mich auf die Zukunft.” Daruf Walz: „Das ist einer verdammte Nichtantwort. Das schockiert mich. Er hat die Wahl verloren.”
Umfragen sehen Vance als Sieger
Gerettet hat das Walz jedoch nicht. Eine Blitzumfrage des Nachrichtensenders CNN ergab: Trumps Vize Vance hat mit 51 zu 49 Prozent gewonnen. Die „Washington Post“ ließ einzelne Wähler aus den schwer umkämpften Swing States die Debatte bewerten. Ihr Urteil fiel eindeutig aus: 14 von ihnen sahen Vance als Sieger, nur 8 Walz. Meinungsforscher Frank Luntz, der Fokusgruppen die Debatten schauen lässt, erklärte: 12 der Teilnehmer erklärten Vance zum Gewinner, nur 2 Walz.