Sylt – Sie fiebert schon IHREM Heim-Event entgegen. Und es geht für die Deutsche um ganz viel: Lina Erpenstein (27) steht kurz davor, sich ihren ersten Weltmeistertitel zu holen.
Ab heute (27.09.) steigt auf der Nordsee-Insel Sylt die 40. Auflage vom Windsurf World Cup. Mehr als 200.000 Zuschauern werden in den zehn Tagen erwartet.
Vor dem Strand in Westerland kämpft auf der Nordsee die Surf-Elite um die Siege. Lina tritt in der Königsdisziplin Wave (Welle) an: „Ich freue mich riesig auf den Worldcup auf Sylt. Ich liebe die Nordsee und ihre rauen Windsurf-Bedingungen und hoffe natürlich, meinen Heimvorteil nutzen zu können.“
Angehende Ärztin bald weltbeste Surferin?
Die Kielerin führt aktuell die Wave-Weltrangliste an, gewann bereits die World Cups in Chile und Teneriffa, fährt die Saison ihres Lebens. Das sehr persönliche BILD-Interview mit Lina:
Wie kam die 27-Jährige zum Surfen?
Lina wuchs in Aschenburg in Bayern auf. Im Familienurlaub ging es immer ans Wasser, da ihre Mutter und ihr Vater begeisterte Surfer sind. Mit 13 Jahren (2010) stand sie in Tarifa an der südspanischen Küste das erste Mal auf dem Surfboard.
Nach dem Abitur (2015, herausragende Note 0,9) absolvierte sie ein Jahr „Work&Travel“ in Australien und nutzte dort jede freie Minute zum Surfen.
Danach zog es Lina nach Kiel. Dort studiert sie seit dem Wintersemester 2017/18 Medizin an der Christian-Albrechts-Universität und absolviert gerade ihr praktisches Jahr ihrer Arztausbildung (400 Euro Monatsverdienst). „Ohne meine Eltern ginge es nicht.“
Ihre Surf-Karriere
Bereits seit 2015 fährt Lina die PWA World Tour mit, wurde gleich Jugendweltmeisterin und feierte 2019 den Europameistertitel im Waveriding. Seit dem World Cup auf Gran Canaria (Spanien) im Juli steht sie auf Platz 1 der „Wave“-Weltrangliste – vor den Spanierinnen Maria Morales Navarro und Alexia Kiefer Quintana.
„Wahnsinn, ein Kindheitstraum. Es fühlt sich immer noch unwirklich an. Das ist meine beste Saison“, sagt Lina. Und weiter: „Meine Eltern sind so stolz auf mich. Mein Vater kommt auch nach Sylt.“
Wie lebt Lina?
Sie hat in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins eine schmucke Wohnung. „Dort gibt es jede Menge Surf-Spots. Und man ist auch schnell in Dänemark oder auf Sylt.“
Neben dem Surfen dreht sich bei ihr alles um Musik. Sie spielt Klavier (seit sie 6 ist), Gitarre und legt als DJane auf Festivals Elektro- und Techno-Musik auf. „Da kann ich total gut bei Abschalten.“
Ist sie schon vergeben?
Ja! Lina lebt mit einem Mann (28) zusammen, der auch surft. Mehr möchte sie nichts verraten, sagt aber:„Ich bin sehr glücklich mit ihm.“ Ihr Freund wird jetzt auch auf Sylt beim SurfCup sein, aber nicht starten. „Er drückt mir am Strand ganz feste die Daumen.“
Wie läuft für sie der SurfCup auf Sylt ab?
„Die Insel ist eine Überraschungskiste, die Wind- und Wellenbedingung sind immer unterschiedlich“, sagt Lina.
Was sie am Surfen so begeistert? „Es fordert einen auf allen Ebenen. Das bringt einen total in den Moment. Man hat keine Zeit über gestern oder morgen nachzudenken. Es ist wie eine Art Mediation. Das Meer ist superschön. Jeden Tag im Wasser zu sein, ist ein großes Geschenk.“
Ob sich die in Kiel lebende Windsurferin ihren ersten Weltmeistertitel sichern wird, entscheidet sich Ende Oktober auf Hawaii (USA). Beim vorletzten Tourstopp auf Sylt kann sie aber allemal den Grundstein legen.
Wo sieht sich in 10 Jahren?
„Mit Sicherheit immer noch beim Surfen. Familie, Wohnort und alles weitere lasse ich auf mich zukommen.“