Schweinfurt (Bayern) – Drama um ein Krankenhaus, das nicht sterben kann.
Der Nervenkrieg der 780 Mitarbeiter (davon 430 Pflegekräfte) in Schweinfurt (Bayern) um die Schließung ihres St.-Josef-Krankenhauses geht weiter.
Schließung der Klinik wäre teurer als Weiterbetrieb
Die Klinik ist pleite, hatte im Juli angekündigt, zu schließen. Die Schwestern von dem katholischen Frauenorden „Schwestern des Erlösers“ hatten bereits im Oktober vergangenen Jahres ihren Rückzug aus wirtschaftlichen Gründen erklärt.
Jetzt kann das Krankenhaus gar nicht mehr dicht machen. Denn eine Schließung wäre teurer als ein Weiterbetrieb.
Grund: Die Klinik müsste 30 Millionen an Fördermitteln zurückzahlen.
Geschäftsführer Martin Stapper (57) zu BILD: „Wir haben das Geld schlichtweg nicht. Wir können alleine das Krankenhaus nicht weiterführen, brauchen Partnerschaften. Aber mit einem geschlossenen Krankenhaus ist das aussichtslos.“
Kooperation mit städtischem Krankenhaus
Insgesamt belaufen sich die Schulden der Klinik auf etwa 40 Millionen Euro.
Stapper: „Wir haben gute Gespräche mit der Leopoldina (Anm. der Red.: das städtische Krankenhaus in Schweinfurt). Wir hoffen, dass die Kollegen unsere Palliativ-Station übernehmen werden.“
Das St. Josef versorgt jährlich 13.000 Patienten stationär und 20.000 ambulant. Seit 1952 werden dort jährlich 75 Krankenpflegekräfte ausgebildet.
Ein Krankenhaus, als Altersversorgung für die noch lebenden 110 Ordensschwestern gedacht, die meisten von ihnen sind bereits in hohem Alter.
Schwestern fürchten um ihre eigene Pflege
„Das Geld, das jetzt übrig ist, können wir nicht verspielen, das brauchen die Schwestern für ihre eigene Pflege“, sagte Geschäftsführer Stapper im Juli noch zu BILD.
Denn die Schwestern der Kongregation haben das Vermögen gemeinsam durch ihre frühere Tätigkeit in der Pflege erarbeitet.
Die Ordensfrauen könnten in echte finanzielle Bedrängnis geraten. Denn im Gegensatz zu anderen katholischen Einrichtungen haben Orden keinen Anspruch auf Kirchensteuer.
Stapper: „In diesem Jahr noch müssen wir alle Verträge unter Dach und Fach bekommen. So eine Situation habe ich in 28 Jahren Klinik-Erfahrung bislang nicht erlebt.“
Stapper sieht die Schuld bei der Gesundheitsreform von Minister Karl Lauterbach.