Pilotprojekt: Selbstfahrender Bus im Linzer Süden unterwegs


Im Linzer Süden ist seit einer Woche “eVan” unterwegs: ein öffentlicher Bus für sechs Passagiere, dem viele Passanten einen skeptischen Blick nachwerfen, wenn er vorbeifährt. Das liegt weniger am auffallenden Design der Stoßstange, sondern viel mehr am Fahrer, der seine Hände so gut wie nie am Lenkrad hat. Das könne schon sein, sagt Ralph Neuhauser, dass “mich die Menschen verdutzt ansehen”.

Neuhauser ist einer von zwei Sicherheitslenkern, die, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren, eingreifen können. Denn “eVan” ist ein beinahe gänzlich autonom fahrender Bus. Im Fachjargon ist er ein “Level-4-Fahrzeug” – wobei sich die “4” auf den Entwicklungsschritt bezieht, in dem sich das autonome Fahren hierzulande befindet. “Level 5 wäre das völlige autonome Fahren, ohne Sicherheitslenker”, sagt Projektleiter Hannes Watzinger von Digitrans. Bis es allerdings so weit ist, werden noch viele Jahre vergehen – unter anderem auch, weil Schnee und Regen die Sensoren vor gravierende Probleme stellen.

Das Projekt im Linzer Süden sei, sagt Michael Nikowitz von der Stabstelle Intelligentes Fahren vom Verkehrsministerium, in jedem Fall einzigartig in Österreich, auch wenn es andernorts auch Tests mit autonomem Fahren gebe.

Ländliche Struktur

Der Linzer Süden, konkret diese Strecke, ist aus mehreren Gründen ausgewählt worden: Zum einen bietet Pichling eine ländliche Struktur – in der autonomes Fahren in Zukunft eine große Rolle spielen wird – und zum anderen ist der Gewerbepark schlecht an ein öffentliches Verkehrssystem angebunden. Und drittens gibt es hier jede Menge Firmen und Angestellte, die sich an dem Projekt beteiligen, es fördern und testen.

Der Linzer Stadtrat Michael Raml (FP), der in Vertretung von Mobilitätslandesrat Günther Steinkellner zur Präsentation von “eVan” kam, sprach vom Problem der “letzten Meile”, die es vielen Pendlern schwer mache, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, denn diese sei oft nicht öffentlich erschlossen. “eVan” könne dem Abhilfe schaffen – allen voran, um eben die ländlichen Gebiete anzubinden. Aber nicht nur für den ländlichen Raum sei das autonome Fahren ein Schlüssel im öffentlichen Verkehr, wie der Linzer Verkehrsstadtrat Michael Hajart (VP) sagt: “Mit den richtigen Standorten, optimierter Benutzerfreundlichkeit der App und des Fahrzeuges kann es auch einmal in der Stadt Einzug halten.” Er verweist aber auch auf die noch ungelöste Schnee-Problematik.

Vom Bahnhof zur SolarCity

Derzeit verbindet “eVan” den Bahnhof Pichling mit der SolarCity – und erschließt dabei den Gewerbepark. Fahrplan gibt es keinen – und das ist der nächste Punkt, der getestet wird: “eVan” wird von seinen Fahrgästen via App bestellt – also “on demand”. Sollten ihn mehrere “Rufe” gleichzeitig ereilen, berechnet er mittels Algorithmus die optimale Streckenführung. “Länger als zehn Minuten”, heißt es, soll in Zukunft niemand auf “eVan” warten müssen.

Das Pilotprojekt läuft seit einem Jahr und ist insgesamt auf zweieinhalb Jahre anberaumt – die Gesamtkosten belaufen sich auf 700.000 Euro. Nach dem zweimonatigen Test in Pichling – übrigens für die Fahrgäste kostenlos – wird evaluiert, im Frühling im nächsten Jahr läuft dann Testphase zwei an. Diesmal in Asten, wo dann auch der derzeit noch in Bau befindliche Wirtschaftspark mit dem Bahnhof Asten verbunden wird.

Sicherheitslenker Ralph Neuhauser zieht nach der ersten Woche ein positives Fazit: “Wenn ich eingreifen musste, dann nicht wegen ‚eVan‘, sondern weil andere Verkehrsteilnehmer Fahrfehler gemacht haben.” Neben ihm als Sicherheitslenker sind “eVan” und seine Insassen aber auch versichert.

Autor

Manfred Wolf

Ressortleiter Lokales

Manfred Wolf

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