Mitter Group ist jetzt im Steinbruch Karbach aktiv


Der Steinbruch in Karbach – im Niemandsland zwischen Ebensee und Gmunden am unzugänglichen Steilufer gelegen und bei Seglern bekannt auch wegen der gleichnamigen, zur Zeit geschlossenen Jausenstation – gehörte jahrzehntelang zum belgischen Chemiekonzern Solvay. Per Schiff wurde das Gestein Richtung Trauneck transportiert, von dort mit Seilbahn-Waggons quer durch Ebensee auf das Solvay-Areal im Zentrum. In der Blütezeit arbeiteten hier mehr als tausend Arbeiter in der Sodafabrik.

Jetzt kam nicht nur wieder viel Bewegung ins dortige Industriegebiet – wie berichtet hat Manfred Asamer das 18 Hektar große ehemalige Solvay-Gelände gekauft –, sondern auch auf der anderen Seite des Sees. Die Mitter Group aus Wolfern hat den Steinbruch von der Mineral-Gruppe, einer Tochterfirma des Strabag-Konzerns, übernommen. Erst vor wenigen Tagen wurde in einer außergewöhnlichen Aktion (siehe Bild) ein neuer 60-Tonnen-Bagger per Schiff in den Steinbruch gebracht. Wie Felix Mitter, Geschäftsführer der Mitter Group, zu den OÖN sagt, werden sonst die alten Baumaschinen verwendet, und auch die sechs alten Solvay-Transportschiffe werden saniert, mit neuen Logos versehen und liefern nun seit wenigen Wochen wieder Gestein nach Ebensee. “Bisher waren es rund 50.000 Tonnen”, sagt Mitter. Das Unternehmen plant, 100.000 bis 200.000 Tonnen pro Jahr aus der unzugänglichen Region zu fördern. Dafür würden jährlich wieder rund zehn bis 15 Sprengungen durchgeführt. Zuvor hatte Mineral laut Insidern den Betrieb auf das Notwendigste reduziert und aufrechterhalten, um keine Genehmigungen zu verlieren.

Grund gehört Bundesforsten

Laut eigenen Angaben hat Mitter alles von der Strabag bzw. Mineral übernommen – auch die Anlagen und Gebäude seien nun in seinem Besitz. Kaufpreis wird keiner genannt. Der Grund in Karbach selbst gehört den Österreichischen Bundesforsten, das Areal, wo die Schiffe in Ebensee landen, noch immer der Solvay. Drei der alten Solvay-Schiffe seien bereits unterwegs, die drei anderen würden noch saniert und dann ebenfalls in Dienst gestellt, sagt Mitter. Bis zu vier Schiffsfahrten pro Tag seien geplant, pro Schiffsladung werden rund 300 Tonnen transportiert.

Gearbeitet wird von Montag bis Donnerstag, zehn Mitarbeiter sind im Steinbruch tätig. Insgesamt beschäftigt die Mitter Group, zu der mehrere Firmen vom Betonwerk bis zu Entsorgung gehören, 280 Mitarbeiter, der Umsatz beträgt rund 50 Millionen Euro. Warum er den Steinbruch übernommen hat? “Für uns ist es eine interessante Sache”, sagt Mitter. Er will den Kalkstein auch als Basis für die Lebensmittelindustrie und Tiermehl nutzen – ein Bereich, in dem die Mitter Group ebenfalls aktiv werden will. Der Transport des Baggers und der Betrieb im Steinbruch Karbach haben reibungslos funktioniert, sagt Mitter. Vom Trauneck aus werde das Gestein nicht nach Wolfern gebracht, sondern direkt zu den Kunden.

Mehr Verkehr auf der B145?

In Ebensee befürchtet man zusätzliche Verkehrsprobleme auf der viel befahrenen B145, wenn dann auch Asamer möglicherweise mit einer Baustoff-Recyclinganlage oder Ähnlichem am Solvay-Standort im Zentrum startet. Dass dafür die Bahn und die vorhandenen Gleise in großem Stil genutzt werden, glauben Kritiker nicht.

Der Ohlsdorfer Baustoff-Unternehmer Manfred Asamer hat das gesamte Areal mit dem ehemaligen Asamer-Manager Robert Pree vom französischen Bergbaukonzern Imerys übernommen und will hier, wie berichtet, einen Industriepark (IPE) aufziehen. Als Geschäftsführer – neben Pree – mit dabei ist auch der Ebenseer Bauunternehmer Martin Steinkogler (Steinkogler Bau), dessen Firma in der Nähe ihren Sitz hat und der schon unter Imerys die Liegenschaftsverwaltung (Facility Management) innehatte. Ihm gehört außerdem auch die ehemalige Henkel-Fabrik, ein großer Backsteinbau in der Mitte des Areals, und die dazugehörigen alten Henkel-Gebäude. Er kennt das Solvay-Areal mitsamt seinen Altlasten besser als die meisten.

Die Hinterlassenschaften der Solvay – belastetes Erdreich und Reststoffe, die in großen Mengen in den Traunsee geleitet wurden – spielen auch beim Steinbruch Karbach noch eine Rolle. Sollte es hier einmal keinen Betrieb mehr geben, steht laut Insidern eine mögliche kostspielige Renaturierung an, die angeblich mehr als 30 Millionen Euro kosten könnte. Der Solvay-Konzern habe sich da elegant aus der Affäre gezogen, heißt es.

Autor

Clemens Thaler

Stv. Deskchef / Chef vom Dienst, Wirtschaftsredaktion

Clemens Thaler

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