Sie war die schönste Frau der Welt. Sie hat kein Botox. Sie hat kein Handy. Sie hat keinen Computer. Aber sie raucht noch.
Brigitte Bardot („Und ewig lockt das Weib“) ist Frankreichs Sex-Mythos („Viva Maria“) – und nur der Eiffelturm ist berühmter. Sie trägt ihre lächelnden Falten wie Orden. Ihre blonde Sauerkraut-Frisur der Sechzigerjahre wurde zur silbergrauen Krone (Haare bis zum Po oder hochgesteckt mit Plastik-Blumen): „Dauert 15 Minuten!“ Sie ist überraschend zierlich. Ein Hauch „Guerlain Mitsouko“ umweht sie.
Die BB wird tatsächlich unglaubliche 90. Das ist ein schicksalhaftes Körpermaß. Die BB ist nicht glücklich, aber zufrieden.
Sie ist vor ihrem Geburtstag gestürzt (Hüft-Arthrose) und zusammengebrochen: „Wenn Gott mir bis zum 28. September Leben schenkt, werde ich das Ziel von 90 Lebensjahren erreichen. Ich bin von der anstrengenden Arbeit für die Tiere erschöpft. Ich habe Geduld gehabt. Aber jetzt habe ich keine Zeit mehr zu warten. Wir leben nicht, um den Tod abzuwarten. Wir sind hier, um eine Spur zu hinterlassen!“
Ihren 90. feiert BB mit ihrem vierten Mann
Sie wird diesen großen Tag in ihrem Schicksals-Hafen Saint Tropez feiern – mit ihrem 4. Mann Bernard (83, 32 Jahre Ehe) und ihren 50 Hunden und Katzen. Sie lebt in zwei Villen – eine am Meer, um zu schlafen, eine am Hang, um zu arbeiten. Sie hat alles schon ihrer Tier-Stiftung vererbt: „Ich gehöre eigentlich nicht zur menschlichen Gattung. Ich habe das Aussehen eines Menschen, aber die Seele eines Tieres.“
Sie war selbst auch sehr wild. Ihre glücklichste und kürzeste Liebe war vielleicht die „Amour Fou“ mit der Playboy-Legende Gunter Sachs (dauerte nur vier Jahre).
Sie ließ sich 1966 erobern von Deutschlands legendärstem Playboy. Er ließ 1001 Rosen aus dem Helikopter über ihre Villa streuen und sprang dann mit zwei „Louis Vuitton“-Koffern aus zehn Meter Höhe ins Meer und schwamm zu seinem Rendezvous. BB war sauer über die Blumen-Lawine (drei Tonnen!) – aber sie küsste ihren deutschen Tarzan dann doch.
Ich saß einmal mit dem großen Charmeur Sachs im „Käfer“-Stübchen im Séparée bei Campari (sein Lieblings-Drink) und fragte ihn nach der Faszination der BB. Er lächelte wie nach einem Orgasmus: „Ach – wir lebten wie Kinder im Paradies. Wir waren Schauspieler und Zuschauer unseres verrückten und sorglosen Lebens. Ich denke oft an die Nacht, als wir uns auf dem Heck meiner Motor-Jacht ‚Dracula‘ liebten. Das Steuer war auf Süden gestellt, und wir rasten durch die Mondnacht. Wir wussten, dass wir jede Sekunde an einer Klippe zerschellen konnten! Körper an Körper. Wir waren irre vor Liebe. Die Erinnerung daran ist unendlich schön. Sie war wie ein Segelboot – und ich war ihr Wind. Als wir auseinandergingen, ohne böse Worte, wollte sie keinen Pfennig von mir. Das war ihre Größe …“
Mit nur 38 Jahren – also vor einem halben Jahrhundert! – endete ihr erstes Leben als Film-Ikone. Freiwillig. Selbstbestimmt: „Ich sagte Stopp! Und plötzlich war ich kein Phänomen mehr!“
Sie zog sich zurück. Verkaufte alles. Und gründete mit drei Millionen Euro ihre Tierschutz-Organisation: „Ich bin sehr naiv. Ich glaube alles. Also habe ich mir einen Schutzwall errichtet und lebe ganz zurückgezogen mit meinem Mann, meinen Tieren und meinen zwei Tierwärtern.“
Brustkrebs, Depression, zu viele falsche Männer
Da war sie schon eine unsterbliche Legende der Lebenslust: „Ich habe ein Traum-Leben geführt, aber es war auch ein beschissenes Leben.“ Denn ihre privaten Schatten waren schmerzlich: vier Selbstmord-Versuche, Brustkrebs, Depressionen, zu viele falsche Männer. Sie wurde menschenscheu.
Sie ist politisch umstritten, zu konservativ, zu fremdenfeindlich. Sie mag Marine Le Pen (56). Sie lebt für ihre Tierliebe. Sie kämpft gegen Massen-Tierhaltung und Robben-Abschlachten. Wenn sie allein ist, weint sie über die Tragödie der Tiere, die der Mensch tötet. Sie hasst Jäger: „Jeder Schuss auf ein Tier ist ein Schuss auf mich!“
Ihr letzter großer Lebens-Traum: „Ich würde so gern in der Anonymität leben. Ich war eine Gefangene meines Gesichts.“ Der Fluch des Ruhms: „Aber ich bereue nichts!“
Ist sie glücklich am Sonnenuntergang des Lebens? „Ganz und gar nicht. Ich bin weise – auf eine spirituelle Art. Ich versuche, mich auf die schönen Dinge zu konzentrieren und Kraft aus der Natur zu schöpfen. Aber glücklich? Glücklich bin ich nicht …“ C’est la vie – so ist ihr Leben. Darauf einen kühlen Champagner.